Jahr für Jahr im Wonnemonat Mai begegnen wir in der Natur einer explodierenden Energie der Frühlingskräfte. Alles um uns herum wächst, sprießt, gedeiht, enfaltet sich in seiner ganzen Schönheit. Das ist so kraftvoll und allumfassend, dass sich dieser Energie wohl kaum jemand vollständig entziehen kann. Die Frühlingsgefühle, die wir alle kennen, zeigen deutlich unsere Einbindung in die Zyklen der Natur.
Die Sonne scheint schon richtig warm, es ist hell bis spät in den Abend, Blumen blühen überall und verbreiten süße und betörende Düfte, Insekten schwirren umher auf der Suche nach Nahrung, Vögel singen und die Amseln trällern ihre Abendkonzerte. In der Tierwelt bilden sich überall Pärchen, die ersten Vögel schlüpfen, Jungtiere werden geboren. Der Monat Mai ist der Monat des Wachstums, der Entfaltung, der unbeschwerten Lebensfreude und der Fruchtbarkeit.
Unsere Vorfahren feierten Beltane – ein uraltes Fruchtbarkeitsfest
Wie wichtig dieses wunderbare Geschehen in der Natur für unsere vorchristlichen Vorfahren war, können wir an den alten Überlieferungen über das Fest Beltane sehen. Beltane wurde alljährlich in der Nacht zum 1. Mai gefeiert. Es war ein Fruchtbarkeitsfest, bei dem Lust und Sexualität als die heiligen Kräfte verehrt und gefeiert wurden, die neues Leben in all seinen Formen hervorbringen. Sie sind der Ursprung des Lebens, die antreibende Kraft.
Die Menschen machten große Feuer, sangen und tanzten wild und nahmen sehr wahrscheinlich auch berauschende Getränke zu sich – die Maibowle mit dem süßlich duftenden Waldmeister dürfte ein Relikt uralter Zeiten sein. Die triebhafte und archaische Seite in uns wurde bei diesem Fest besonders gewürdigt und die Menschen feierten ihre wilde ungezügelte Leidenschaft für das Leben.
Entfaltung und Entwicklung liegt in der Natur der Dinge
Wie klingt das für Sie? „Wilde und ungezügelte Leidenschaft für das Leben“? Leben Sie Ihr Leben leidenschaftlich? Entfalten Sie sich in Ihrer ganzen Schönheit? – Jahr für Jahr auf einer immer weiteren Ebene der Spirale des Lebens? Ist Ihnen bewusst, dass in der Entfaltung Ihres ganz eigenen Potentials eine ebenso große Schönheit steckt wie in der Entfaltung jeder einzelnen Apfelblüte?
Stellen Sie sich eine Amsel vor, die hager und dünn ist, weil sie die besten Körner immer erst anderen gibt, bevor sie an sich denkt, die verklebte Flügel und matte Federn hat, weil sie keine Zeit hat, sich ausgiebig und hingebungsvoll zu putzen, die abends still auf einem Zweig sitzt und sich nicht traut zu singen, weil sie sich sicher ist, dass alle anderen Amseln sowieso viel schöner als sie singen können und sie sowieso niemand hören würde, und die zur Stunde der Dämmerung sehnsuchtsvoll und melancholisch in die Weiten des Himmels schaut.
Wie wäre es mit einer genussvollen Sonnenmeditation?
Schauen Sie mal eine Weile weg vom Weltgeschehen und gehen Sie zu dem Ort, an dem Sie den Ursprung des Seins, auch Ihres Seins am stärksten fühlen können – die Natur! Öffnen Sie ganz bewusst Ihre Sinne und Ihr Herz, lassen Sie sich betören von den süßen Düften, lauschen Sie dem fröhlichen Vogelgezwitscher und vielleicht einem plätschernden Bach, fühlen Sie die weichen und zarten sich gerade erst entfaltenden Blätter der Bäume, kosten Sie die scharfen und kräftigen Frühlingskräuter, legen Sie sich auf eine Wiese und nehmen Sie ein Sonnenbad. Lassen Sie sich durchströmen von der Wärme und dem Licht der Sonne – lassen Sie das Licht durch sich hindurchfließen, alles reinigen und erhellen, nehmen Sie es in jede Körperzelle auf und speichern Sie es dort.
Wenn Sie mit dieser Offenheit und Bewusstheit in die Natur gehen, kann sich eigentlich nur ein freudiges Gefühl von Lust und Genuss einstellen. Vielleicht werden Sie aber auch ein bisschen traurig und spüren eine Sehnsucht in sich, diese sprudelnde Lebensenergie wieder in Ihrem Leben zurückzugewinnen und zu verankern. Dann ist ein solcher bewusster Spaziergang genau der richtige Anfang für Sie.
Lassen Sie sich verführen von dieser lebendigen und überaus sinnlichen Energie um Sie herum!
Wie steht es um Ihre Lebenslust?
Ich möchte Sie dazu einladen, diese Energien in sich selbst ein bisschen zu erforschen. Unabhängig von der Beziehung zu anderen Menschen, einfach ganz für Sich:
Wie lustvoll ist Ihr Leben? Spüren Sie eine Lust am Leben zu sein, eine Lust bei bestimmten Aktivitäten und wo zeigt sich Leidenschaft und Hingabe in Ihrem Leben? Was bedeutet das für Sie? Was im Leben bereitet Ihnen wirklich Freude und wie fühlt sich das im Körper an? Und was sind Ihre An-TRIEBS-kräfte im Leben? Unsere instinktiven Triebe sind starke Kräfte und doch oft sehr vernachlässigt oder unbewusst. Vielleicht ist es Zeit, diesen Bereich in Ihnen mal mit ganz neuen Augen zu betrachten und neugierig zu erforschen?
Aus der inneren Mitte heraus das Geschehen beobachten: Verwurzelt wie ein Baum
Ein neuer Blick ist besonders gerade JETZT in dieser turbulenten Zeit gefragt. Jede Krise birgt eine große Chance auf Veränderung und Weiterentwicklung in sich. Voraussetzung dafür ist, dass wir die Dinge so wie sie sind, ganz bewusst wahrnehmen und allein durch dieses aufmerksame Beobachten (ohne sofort zu urteilen) kann sich schon ein neues vielleicht tieferes Bewusstsein in uns einstellen. Nur durch ein sich wandelndes Bewusstsein ist wirkliche Veränderung möglich.
Dabei ist es ganz wichtig, dass wir uns nicht zu sehr von den äußeren Geschehnissen beeinträchtigen lassen und wie ein Spielball nur noch darauf reagieren. Stattdessen müssen wir uns gut in uns selbst verankern, sozusagen „auf dem Boden bleiben“ und aus der inneren Ruhe heraus die Dinge mit einer ganz neuen und offenen Wahrnehmung betrachten. Wie ein Baum, der im Sturm zwar ins Schwanken gerät, aber dabei fest verwurzelt in der Erde bleibt.
Mit neuem Blick die Welt erkennen
Besinnen Sie sich auf Ihre ureigene Kraft, auf Ihre Intuition, auf Ihr inneres Wissen, erforschen Sie die Essenz in sich. Vielleicht schauen Sie mal mit einem ganz neuen Blick auf Sich selbst, vielleicht zeigt sich in Ihnen etwas ganz Neues, was Sie bisher gar nicht wussten, zu sein – oder auch andersrum: Das, was Sie dachten zu sein, zeigt sich zu einem Teil einfach als Konditionierung und es gefällt Ihnen gar nicht mehr. Und dann blicken Sie nach außen: Sind die Dinge wirklich das, was sie zu sein scheinen? Ist die Welt so wie wir es in der Schule gelernt haben? Hinterfragen und prüfen Sie das so lange als selbstverständlich Angenommene.
Wie auch immer wir auf das Geschehen blicken, sollten wir nicht vergessen, dass die Antriebskräfte unserer Autoritäten seit Jahrhunderten immer mit Macht und Geld verbunden sind. Es ging nie und es geht auch jetzt nicht (wirklich) um unsere Gesundheit. „Dürften“ wir sonst unsere fruchtbaren Böden mit Pestiziden verseuchen und damit unsere Lebensmittel? „Dürften“ wir das Fleisch, das wir essen, mit Medikamentenrückständen und Adrenalin vergiften, die Luft, die wir atmen, sowie das Wasser, das wir trinken, derart belasten, wie es aktuell geschieht?
Um dieses alte Machtprinzip langsam in die Verwandlung zu bringen hin zu wahrhaftigen Werten, sind Sie ganz wichtig! Jede und jeder Einzelne von uns kann einen wichtigen Teil zu dieser Entwicklung beitragen. Lassen Sie diese Wochen nicht einfach in einer Art Wartemodus verstreichen, bis wir wieder zur „Normalität“ zurückkommen – nach so vielen Wochen, in denen sich die Ereignisse überschlagen, kann die Welt nicht mehr „die alte“ sein.
Ich möchte Sie einladen, möglichst oft „nichts“ zu tun. Wenn Sie Zeit haben, dann erlauben Sie sich, sich einfach ein bisschen treiben zu lassen, vielleicht länger zu schlafen, mal einfach in den Tag hineinzuleben, absichtslos mit offenen Sinnen durch die Natur zu schlendern, und dabei die Energien der Natur und gleichzeitig sich selbst und Ihren Körper zu fühlen.
Ich wünsche uns allen einen freudigen, sinnlichen und lustvollen Wonnemonat Mai!
Juliane sagt:
Danke Gudrun,
Deine Worte so herrlich und stark wie die Natur draußen
9. Mai 2020 — 10:15
Walter Kolb sagt:
…. wunderbar geschrieben liebe Gudrun… der Mensch vergisst die kosmischen Naturgesetze, die auch auf Unserem Planeten gültig sind und nichts mit Grundgesetzen, Ge und Verboten zu tun haben… das wirkliche Einfühlen in die Natur, das Verstehen und Zulassen sind ein unglaublicher Kraftquell in Unserer Zeit….
12. Mai 2020 — 14:00
Felicitas Speicher sagt:
Das hat mich sehr berührt.
Ganz lieben Dank
28. August 2020 — 15:41